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Bäbääähhh! oder Das unpädagogische Frühstück

  • Jeanny Babenco
  • 19. Mai 2016
  • 3 Min. Lesezeit

Heute morgen sitze ich mit meinen beiden Kindern am Frühstückstisch. Mit der Kaffeetasse in der Hand schweift mein Blick abwesend über die allmorgendliche Szene: Schoki-Creme, Butterzopf, Ovi: pädagogisch wertvoll sieht anders aus…

Aber das Grinsen in den beiden Gesichtern zerstreut die sich an- bahnende Selbstkritik in alle Winde, bevor sie Fuss fassen können in meinen noch nicht ganz vom Koffein wachgeküssten Hirnwindungen. Immerhin findet sich auch eine Banane und ein paar Heidelbeeren zwischen den ganzen ungesättigten Fettsäuren.


Als ich gerade dabei bin mir fest vorzunehmen, morgen ein gesundes Müsli aufzutischen und für diesen Zweck extra früher aufzustehen reisst meine Tochter mich – Gott sei Dank – aus den Gedanken.


“Mamaaaa, lueg, da is bäbääähhh” schreit sie verzweifelt und zeigt mit Tränen in den Augen auf das Ende der Banane, wo der kleine braune Zipfel hängt. Wie nennt man dieses Ding eigentlich? Strunk? Überbleibsel der Blüte? Bäbääähhh? Egal, wie auch immer dieses Ding heisst, es muss schnellstens weg, bevor meine Tochter für diesen Morgen beschliesst, hungrig und depremiert das Frühstück zu beenden.

Ich stelle also meine Tasse ab und schneide dieses Bäbääähhh! ab, um meine Tochter wieder strahlen zu sehen. Gerade als die Sonne in ihrem Gesicht wieder aufgeht erreicht mich ein gellender Schrei aus der anderen Ecke. “Mamaaaaa! Da! Nafffff!”. Vor meinem Sohn bahnt sich eine Kabalache langsam ihren Weg über den Teller zwischen den abgeschleckten Zopfstücken.


Eigentlich…


Langsam dämmert es mir, dass auch heute früh mein Kaffee seinen Weg in meinen Magen erst wieder finden wird, wenn er kalt ist. So läuft das fast jeden Morgen. “Eigentlich ja nicht weiter schlimm, so ist das nunmal mit kleinen Kindern” versuche ich mich selbst zu beruhigen.

Aber irgendwie frage ich mich doch, ob der Wunsch nach einer ruhigen Tasse Kaffee am Frühstückstisch nicht doch realisierbar wäre. Ich meine, ich helfe meinen Kindern ja wirklich gerne, und ich habe an sich auch kein Problem damit, dass mein Prinzesschen sich vor dem Bäbääähhh! an den Bananen ekelt.

Aber EIGENTLICH könnte sie das auch selbst wegmachen. Wäre ja auch pädagogisch wertvoller, ihr zu zeigen wie sie sich selbst helfen kann. Hilfe zur Selbsthilfe. Und wie ich da so sitze und überlege fällt mir – mal wieder – auf, wie viele neue Dinge ich ihnen aus unserem gemeinsamen Alltag eigentlich schon längst hätte übergeben können.


Zu schnell für meine Routine

Ich gebe mir ja generell Mühe, sie zu selbstbestimmten und selbstständigen Persönchen heranwachsen zu lassen. Aber sie werden so schnell immer grösser, entwickeln sich so rasant, dass meine eigene Routine dem immer wieder hinterherhinkt.

Also habe ich mich während ihres Mittagsschlafs hingesetzt und mir ein paar Dinge gesucht, die mich selbst entlasten würden und die ihnen Freude und Selbstvertrauen gäben, wenn sie sie selbst erledigen könnten.

Wie zum Beispiel das Anziehen der Jacke. Den Versuch hatte ich vor einigen Wochen entnervt wieder abgebrochen. Meine Tochter schaffte es einfach nicht, den Arm in den zweiten Ärmel zu stecken, der immer wieder hinter ihrem Rücken verschwand. Sie versuchte dann immer, sich nach ihm zu drehen und erinnerte irgendwie an einen kleinen Hund, der seinen eigenen Schwanz jagt…

Ja ja, steinigt mich ruhig dafür dass ich meine Tochter mit einem Hund vergleiche! Nein, im Ernst, es musste doch irgend einen Trick geben, mit dem ich ihr helfen könnte! Und so kam ich auf die Idee, im Internet danach zu suchen. Und siehe da! Es gab ihn wirklich, diesen ultimativen Trick 17 für die Kind-jagt-Ärmel-Problematik.


Wanted!

Kennt ihr das? Man weiss ganz genau, dass man das Kind ermutigen sollte, Dinge selbst zu schaffen. Und dennoch fehlen einem im Alltag oft einfach die Ideen.

Mir jedenfalls geht das oft so. Und weil dieses Problem gleich mehrere wichtige Aspekte (Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Ent-lastung,…) anspricht habe ich beschlossen, genau dafür eine Kategorie hier im Blog zu erstellen.

Wenn ihr also tolle Ideen habt, mit denen man Kindern alltägliche Aufgaben oder Tätigkeiten überlassen kann, dann würde ich mich sehr freuen wenn ihr sie hier mit uns teilen würdet!

Der Jackentrick jedenfalls hat gefruchtet! “Hab ich sichr guät gmacht, Mamiiii!” würdigte sich mein kleiner grosser Wirbelwind stolz selbst. Na, so unpädagogisch war der Morgen ja gar nicht! *KaffeetassemitkaltemKaffeeindieHandnehm* – Prost!

 
 
 

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