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Vom kleinen Krieg im elterlichen Alltag

  • Autorenbild: mamarebelmind
    mamarebelmind
  • 2. Dez. 2015
  • 4 Min. Lesezeit

Als relativ jungfräuliche aber spontan begeisterte Twitter-Userin bin ich heute Abend über einige Tweets mit dem Begriff "Blogparade" gestolpert. Nun bin ich ein neugieriger Zwilling (Sternzeichen!) und kam nicht umhin nachzuforschen, was es damit auf sich hat. Was ich fand stürzte mich für Minuten in einen tiefen, depressiv anmutenden Gedankenkrieg mit mir selbst.


MEIN Blog – ein Angriff?!

Zur Blogparade riefen drei Mütter auf - ihrerseits selbst Bloggerinnen - die die sogenannten "Mommy-Wars" satt hatten. Spontan musste ich mich also fragen, ob ich mit meinem kürzlich gestarteten - wenn bisher auch nicht vielgelesenem - Blog nicht auch einen Beitrag zum Erhalt dieser alltäglichen Kriegereien beitrug. Schliesslich war mein selbsterklärtes Ziel meines Blogs, anderen Eltern die "Erziehung nach Bergmann" nahezubringen.

Nun ist Erziehung ja stark geprägt durch die eigenen Erfahrungen, Werte und Normen. Eine Erziehung nach Überzeugungen anderer, hinter denen man selbst nicht steht, ist ein Haus auf wackligem Fundament. Daher - so dachte ich bisher - sind die Mommy-Wars wohl fast ein notwendiges Übel. Denn wer nicht überzeugt ist von seinen eigenen Erziehungsmethoden wird es immer etwas schwer haben sie umzusetzen. Wir geben das an unsere Kinder weiter, wovon wir selbst überzeugt sind.

Nachdem ich allerdings einige Beiträge zur Blogparade gelesen hatte fielen mir zwei Dinge auf:

1. scheinen den meisten "Opfermüttern" die Angriffe im Alltag unangenehm zu sein weil sie es leid sind, sich zu rechtfertigen. Und 2. gibt es noch jene, bei denen durch Angriffe Zweifel geweckt werden.


​Beides kann ich gut nachvollziehen. Schliesslich war auch ich schon oft genug die, die sich zu verteidigen versuchte. Und ja, auch ich sage gern und offen meine Meinung zu Erziehungsthemen. Allerdings mache ich eines in aller Regel nicht: Jemandem ungefragt meine eigene Meinung um die Ohren zu ballern und sie für die einzig richtige zu halten. Das ist wohl auch der Grund, wie es überhaupt dazu kam, dass ich mit dem Bloggen anfing. Weil es eine Methode ist, seine Meinungen und Überlegungen öffentlich zu machen, ohne jemanden damit zu belästigen, der sie nicht hören will.

Auf der anderen Seite finde ich es in Zeiten, in denen fast jeden Tag irgend eine neue Studie veröffentlicht wird, sehr wichtig, frisch gebackenen Eltern das Vertrauen in ihre Intuition wiederzugeben. Und ich bin überzeugt, dass die meisten Menschen mit einer solchen elterlichen Intuition ausgestattet sind... würde man nicht anfangen, sie zu unterdrücken. Und nichts anderes passiert in meinen Augen momentan in unserer informationsüberfluteten Gesellschaft.


Studien, Fachbücher und Experten…

Da gibt es Empfehlungen der Weltgesundheitsbehörde, ab wann ein Kind Beikost erhalten soll, Studien zur frühen Sprachförderung und wie diese unseren Kindern einen Vorsprung verschaffe, Schlaflernprogramme von Kinderärzten in den Fachbuchregalen und eigentlich zu jedem elterlich-kindlichen Problem eine vorgekaute Lösung, deren Richtigkeit die Wenigsten noch zu hinterfragen wagen - schliesslich stammen sie von “Fachleuten”.


Nun ist es aber ja oftmals so, dass die so gelösten Probleme gar nicht erst aufgetaucht wären, hätte man auf sein Bauchgefühl gehört und danach gehandelt. Viele Probleme im Alltag mit Kindern sind also im Grunde eine Folge verunsicherter Eltern, die im Bestreben alles möglichst "richtig" machen zu wollen auf Methoden anderer zurückgreifen, anstatt ihre eigene Methode zu entwickeln.

Das ist wohl auch der Grund, warum ich von Wolfgang Bergmanns Büchern von der ersten Seite an so begeistert war. Auch ich war damals, völlig verunsicherte von anderen Müttern, in die Buchhandlung gestiefelt mit der festen Hoffnung ein Buch zu finden, das nicht nur all meine Probleme lösen, sondern mir am Besten auch gleich noch die ganze Verantwortung für mein erzieherisches Handeln abnehmen würde.

​​

Denn letzten Endes ist es doch genau DAS, wovor wir Eltern so Angst haben, warum wir uns mit der oft destruktiven Kritik anderer Eltern überhaupt erst auseinander setzen. Diese übergrosse, übermächtige, schier erdrückende Verantwortung. Längst ist bekannt dass die Er- und Be-ziehung einen grossen Einfluss auf die spätere Laufbahn eines Menschen hat. Deswegen haben wir Angst, etwas falsch zu machen. Deswegen vergleichen wir uns. Deswegen suchen wir nach Bestätigung.


Mut zur eigenen Kompetenz

Wolfgang Bergmanns Buch “Die Kunst der Elternliebe” kam für mich daher einer Offenbarung gleich. Seinem im Buch vermittelten Credo entsprechend können alle Mütter und Väter die "Kunst der richtigen Erziehung" von sich aus beherrschen, wenn sie ihrer natürlichen, intuitiven Elternliebe gewahr sind und sich in der alltäglichen Erziehung davon leiten lassen.

Seit ich genau DIESEN Gedanken verinnerlicht habe ist der Alltag mit meinen Kindern sehr viel entspannter. Angriffe anderer Mütter oder auch dumme Kommentare anderer Mitmenschen treffen mich längst nicht mehr so tief und auch die Urteile, die ich mir über die Methoden anderer bilde, sind lange nicht mehr so rigoros. Eltern sind Fachleute für ihre Kinder.


Auch Fachpersonal diskutiert und hinterfragt, um den grösstmöglichen Nutzen voneinander zu haben, um voneinander zu lernen, sich anregen zu lassen. Und so haben wohl auch die Mami-Wars ihr gutes - sind sie doch immerhin ein Zeichen dafür, dass uns die Kinder unserer Gesellschaft nicht gleichgültig sind.

Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen ein Eingreifen notwendig ist! (Eine Mutter die ihr Kind verprügelt sollte auf keinen Fall ignoriert werden!). In den meisten Fällen allerdings könnte ein ehrlich gemeintes und wirklich interessiertes Nachfragen zu einem aufschlussreichen und kreativem Austausch führen.

Was letzten Endes allen Beteiligten viel mehr brächte, als das ständige Um-sich-schiessen, das auch nur ein Zeichen von Verunsicherung ist.

Und mit diesem Fazit hatte ich dann auch wieder meinen Frieden gefunden, was die Vereinbarkeit meines Blogs mit der Abneigung gegenüber den Mommy-Wars betrifft: Eltern in ihrer Position zu stärken, die wahren Experten für ihre Kinder zu sein.

 
 
 

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